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Strahlenschutz

Letzte Aktualisierung: 4.9.2025

Einleitungtoggle arrow icon

Strahlung wird in vielen Bereichen des Gesundheitswesens eingesetzt, z.B. in der Diagnostik bei Röntgenaufnahmen oder in der Krebstherapie. Der Einsatz von Strahlung hat Vorteile, ist aber auch mit Risiken für Patient:innen, Personal und Umwelt verbunden. Um vor unnötiger Strahlenbelastung zu schützen, gibt es daher klare gesetzliche Vorgaben und Arbeitsanweisungen. Die Kenntnis über Strahlung und Strahlenschutz ist essenziell, um die Sicherheit für sich selbst, für Kolleg:innen sowie für Patient:innen jederzeit zu gewährleisten.

In diesem Kurs lernst du

  • Die grundlegenden Arten und Risiken von Strahlung
  • Die 3 wichtigsten Grundprinzipien des Strahlenschutzes im Klinikalltag
  • Praktische Schutzmaßnahmen (wie die 4 „A“-Regeln)
  • Die Bedeutung der verschiedenen Schutzzonen
  • Die Aufgaben der Ansprechpartner:innen im Strahlenschutz
  • Die korrekte Vorgehensweise im Notfall
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Grundlagen der Strahlenphysiktoggle arrow icon

Definitionen

Aufbau der Materie

  • Grundbausteine: Atome bilden die Materie
  • Atomaufbau
  • Eigenschaften der Atome
    • In der neutralen Grundform sind Atome ungeladen
    • Atome mit gleichem Aufbau werden unter Elementnamen zusammengefasst

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Strahlenquellen und -artentoggle arrow icon

Ob aus dem Weltall, dem Boden unter unseren Füßen oder durch medizinische Geräte – Strahlung ist ein ständiger Begleiter in unserem Leben. Während diese alltägliche Dosis für uns normalerweise harmlos ist, kann eine übermäßige Strahlenbelastung zu einem ernsthaften Gesundheitsrisiko werden.

Strahlenquellen

  • Natürliche Strahlung , bspw.
    • Äußere Strahlenexposition
      • Kosmische Strahlung: Kommt aus dem Weltall auf die Erde
      • Solare Strahlung: Geht von der Sonne aus
      • Terrestrische Strahlung: Auf der Erde existierende Strahlung
    • Innere Strahlenexposition
      • Nahrung: Aus Böden gelangen Radionuklide in Wasser, Pflanzen und Tiere
      • Inhalation von Radon: Kommt natürlicherweise in unserer Atemluft vor
  • Künstliche Strahlung
    • In der Medizin
    • Normalbetrieb kerntechnischer Anlagen (Kernenergie)
    • Ionisierende Strahlung in Forschung und Technik
    • Reaktorunfälle, bspw. in Tschernobyl oder Fukushima

Strahlenarten

Nicht-ionisierende Strahlung

  • Definition: Strahlungen, die zu energiearm sind, um Elektronen aus einem Atom „herauszuschleudern“, also sie zu ionisieren
  • Beispiele
    • Mikrowellen
    • Radiowellen
    • Mobilfunk
    • UV
    • Radar
    • Infrarot

Ionisierende Strahlung

Alphastrahlung Betastrahlung Gammastrahlung Röntgenstrahlung
Charakteristika
  • Teilchenstrahlung
  • Besteht aus Alphateilchen , die aus radioaktiven Nukliden ausgesendet werden (Alphazerfall)
  • Elektromagnetische Welle
  • Typische Erzeugung: Durch den Übergang eines Atomkerns von einem angeregten in den Grundzustand
  • Elektromagnetische Welle
  • Typische Erzeugung: Ionisierende Strahlen, die durch das Auftreffen von stark beschleunigten Elektronen auf eine metallische Anode erzeugt werden
Medizinische Anwendung (Beispiel)
  • Einsatz insb. zu diagnostischen Zwecken (bspw. Szintigrafie)
  • Einsatz zu diagnostischen Zwecken
Effekt
  • Direkt ionisierend
  • Indirekt ionisierend

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Dosisbegriffetoggle arrow icon

  • Energiedosis: Einheit: Gray (Gy)
    • Beschreibt die rein physikalische Energiemenge, die vom Gewebe aufgenommen wird
    • Ist Basis für alle weiteren Berechnungen
    • Allein nicht aussagekräftig
  • Äquivalentdosis: Einheit: Sievert (Sv)
    • Bewertet unterschiedliche biologische Schädlichkeit verschiedener Strahlenarten
    • Wird berechnet, indem die Energiedosis (Gy) mit einem Strahlungsgewichtungsfaktor multipliziert wird
    • Beispiel: 1 Gy Alphastrahlung ist biologisch 20-mal schädlicher als 1 Gy Röntgenstrahlung
  • Organdosis: Einheit: Sievert (Sv)
  • Effektive Dosis: Einheit: Sievert (Sv)
    • DIe wichtigste Größe zur Abschätzung des gesamten Strahlenrisikos für eine Person (bspw. Krebsrisiko)
    • Berücksichtigt zusätzlich, dass Organe unterschiedlich empfindlich auf Strahlung reagieren
    • Fasst die gewichteten Dosen aller Organe zu einem einzigen Wert zusammen
  • Praktische Messgrößen im Alltag
    • Personendosis: Wird mit amtlichen Dosimeter am Körper gemessen
    • Körperdosis: Fasst zusammen, wie hoch die Strahlenbelastung einer Person insg. war
    • Ortsdosis: Wird an einem bestimmten Ort (bspw. hinter einer Schutzwand) gemessen
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Wirkung von Strahlung auf den Körpertoggle arrow icon

Schädigung von Zellen

  • Mechanismus: Freie Radikale und Ionen greifen Zelle an → DNA wird direkt oder indirekt geschädigt
  • Auswirkungen auf die Zelle
    • Zelltod
    • Mutation innerhalb der Zelle → Krebsrisiko↑
  • Kurzfristige Schäden (deterministisch): Treten typischerweise nach einer hohen Strahlendosis auf, die in kurzer Zeit aufgenommen wird
    • Bspw. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Anämie
    • Krankheitsbild wird auch als Strahlenkrankheit bezeichnet
  • Langfristige Schäden (stochastisch): Treten oft erst Jahre oder Jahrzehnte nach der Strahlenexposition auf und können auch durch niedrigere Dosen verursacht werden, die über einen langen Zeitraum aufgenommen werden
    • Bspw. Krebs, Erbgutveränderungen

Deterministische und stochastische Schädigung

Deterministische und stochastische Strahlenschäden im Vergleich
Deterministische Schäden Stochastische Schäden
Schwellenwert
  • Ja, es existiert ein Schwellenwert, sodass der Schaden erst oberhalb einer bestimmten Dosis auftritt
  • Nein, es existiert kein Schwellenwert, sodass theoretisch jede noch so kleine Dosis einen Schaden auslösen kann
Beziehung zur Dosis
  • Schwere des Schadens steigt mit Dosis
  • Wahrscheinlichkeit des Auftretens steigt mit Dosis
Vorhersagbarkeit
  • Zwangsläufig/vorhersehbar
  • Tritt bei Überschreiten des Schwellenwerts sicher ein
  • Zufällig/statistisch
  • Auftreten ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit
Zeitpunkt des Auftretens
  • Frühschäden
  • Innerhalb von Stunden, Tagen oder Wochen
  • Spätschäden
  • Oft erst nach Jahren oder Jahrzehnten
Biologische Ursache
  • Massenhafter Zelltod → Funktionsverlust von Gewebe oder Organen
Beispiele
  • Krebs (bspw. Leukämie)
  • Erbschäden (genetische Mutationen)
Ziel im Strahlenschutz
  • Vermeidung
  • Risikominimierung
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Rechtliche Grundlagen des Strahlenschutzestoggle arrow icon

Da ionisierende Strahlung zu verschiedenen Erkrankungen führen kann und somit eine Gefahr für die Gesundheit darstellt, ist der Strahlenschutz besonders wichtig und gesetzlich geregelt.

Strahlenschutzgesetz (StrlSchG)

  • Gliederung
    • Teil 1: Allgemeine Vorschriften, Begriffsbestimmungen, Geltungsbereich
    • Teil 2: Strahlenschutz bei geplanten Expositionssituationen (in der Medizin)
    • Teil 3: Strahlenschutz bei Notfallexpositionssituationen
    • Teil 4: Strahlenschutz bei bestehenden Expositionssituationen
    • Zusatz: Vorschriften zum Strahlenschutzregister
  • Wesentliche Neuregelungen
    • Reihenuntersuchung Früherkennung (§ 3 StrlSchG): Mit entsprechender Rechtsverordnung zulässig
    • Rechtfertigung (§ 6 StrlSchG): Vor jeder Anwendung von ionisierender Strahlung muss eine Rechtfertigungsprüfung stattfinden
    • Meldepflicht für Vorkommnisse (§ 90 StrlSchG): Einführung eines Meldesystems für tatsächliche und Beinahe-Vorkommnisse (bspw. Fehlbestrahlungen)
    • Strahlenschutzregister
      • Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) führt Register
      • Mit persönlicher Kennnummer für beruflich exponierte Personen

Strahlenschutzverordnung (StrlSchV)

  • Beschreibt Verantwortlichkeiten
    • Strahlenschutzverantwortliche:r (§ 44 StrlSchV): Person die Gesamtverantwortung trägt und nötige Mittel bereitstellen muss
    • Strahlenschutzbeauftragte:r (§ 43 StrlSchV)
      • Wird vom Strahlenschutzverantwortlichen bzw. von Strahlenschutzverantwortlichen bestellt
      • Fachkundige Person
      • Überwacht Einhaltung der Schutzvorschriften
    • Ermächtigter Arzt / ermächtigte Ärztin (§ 175 StrlSchV): Zuständig für ärztliche Überwachung von beruflich strahlenexponiertem Personal
    • Berechtigte Personen (§ 145 StrlSchV): Festlegung, wer Strahlung anwenden darf (bspw. Ärzt:innen mit Fachkunde, MTRA)
  • Praktische Schutzmaßnahmen und Pflichten
    • Unterweisungspflicht (§ 63 StrlSchV): Verpflichtende jährliche Unterweisung für Personen mit Zutritt zu Kontrollbereichen
    • Strahlenschutzbereiche (§ 52 StrlSchV)
      • Definiert den Kontrollbereich (effektive Dosis >6 mSv/Jahr)
      • Definiert Überwachungsbereich (effektive Dosis >1 mSv/Jahr)
      • Regelt Zutritts- und Verhaltensregeln
    • Qualitätssicherung (§§ 115–117 StrlSchV): Vorschriften zur Abnahmeprüfung, zu regelmäßigen Konstanzprüfungen und zur Aufzeichnungspflicht der Prüfergebnisse
    • Dokumentations- und Aufbewahrungspflichten (§ 85 StrlSchV): Definiert, wer welche Informationen dokumentieren und wie lange aufbewahren muss
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Ansprechpartner:innen im Arbeitsalltagtoggle arrow icon

Die Ansprechpartner:innen ergeben sich aus den Vorgaben der Strahlenschutzverordnung. Wende dich an diese Personen, wenn du Fragen hast oder etwas passiert ist.

  • Strahlenschutzverantwortliche:r
    • Oberste Ebene in ihrer Einrichtung
    • Trägt rechtliche Gesamtverantwortung
    • I.d.R. Klinikleitung oder Geschäftsführung
  • Strahlenschutzbeauftragte:r
    • Speziell ausgebildeter Experte / ausgebildete Expertin
    • Erste:r Ansprechpartner:in bei allen Fragen
    • Notfallkontakt: Vorkommnisse müssen gemeldet werden
    • Überwacht Schutzmaßnahmen
    • Führt Unterweisungen durch
    • Sorgt für Einhaltung der Regeln

Der oder die Strahlenschutzbeauftragte ist für den Strahlenschutz das, was der oder die Brandschutzbeauftragte für das Feuer ist. Kenne ihn und zögere nie, ihn oder sie zu kontaktieren!

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Grundsätze des Strahlenschutzestoggle arrow icon

Grundprinzipien des Strahlenschutzes

  • Prinzip der Rechtfertigung
    • Jede neue Anwendung ionisierender Strahlung bedarf einer vorherigen Rechtfertigung und Begründung
    • Eine Rechtfertigung liegt vor, wenn der gesellschaftliche oder individuelle Nutzen einer potenziellen gesundheitlichen Schädigung überwiegt
    • Im medizinischen Bereich rechtfertigt die Indikation das Verfahren
  • Prinzip der Optimierung
    • Strahlenexposition muss immer so gering wie möglich sein
    • Folgt dem sog. ALARA-Prinzip: „As low as reasonably achievable“ bzw. „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“
    • Folgende Faktoren sollen entsprechend dem ALARA-Prinzip beachtet werden
      • Wahrscheinlichkeit einer Exposition
      • Anzahl der exponierten Personen
      • Individuelle Dosis, die auf eine Person einwirkt
  • Prinzip der Dosisbegrenzung
    • Bestimmte Grenzwerte dürfen bei Strahlenanwendung nicht überschritten werden
    • Es gelten unterschiedliche Grenzwerte für Allgemeinbevölkerung und beruflich strahlenexponierte Personen
    • Genaue Grenzwerte sind im StrlSchG und der StrlSchV festgelegt
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Praktische Umsetzung des Strahlenschutzestoggle arrow icon

Strahlenanwendungen sollten sicher, verantwortungsvoll und im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen durchgeführt werden. Das dient nicht nur dem Schutz der Patient:innen und der Umwelt, sondern auch dem Eigenschutz.

Alle Mitarbeitenden müssen sich an die Strahlenschutzmaßnahmen halten und diese mit bestem Wissen und Gewissen umsetzen!

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Die 4 goldenen "A"-Regelntoggle arrow icon

  • Abstand: Immer ausreichend Abstand halten!
    • Einfache und effektive Maßnahme
    • Reduziert die Strahlenexposition
  • Abschirmung durch
    • Bauliche und apparative Schutzmaßnahmen
    • Strahlenschutzkleidung
    • Strahlenschutzmittel
  • Aufenthaltsdauer: Aufenthaltsdauer so kurz wie möglich halten!
    • Dosis erhöht sich linear mit Aufenthaltsdauer
    • Doppelte Aufenthaltsdauer = doppelte Strahlendosis
  • Aufnahme: Aufnahme von Radioaktivität meiden
    • Schutzkleidung beim Umgang mit Radionukliden
    • Im Arbeitsbereich
      • Kein Essen oder Trinken
      • Kein Rauchen
      • Kein Schminken
    • Regelmäßige Messung exponierter Körperteile beim Verlassen der Räumlichkeiten

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Strahlenschutzbereichetoggle arrow icon

Um den Schutz von Personal und Öffentlichkeit zu gewährleisten, werden Bereiche, in denen eine erhöhte Strahlenexposition auftreten kann, in klar definierte Strahlenschutzbereiche unterteilt.

  • Definition: Räumlich voneinander abgetrennte Arbeitsbereiche für beruflich strahlenexponierte Personen
  • Kategorien
    • Überwachungsbereich
    • Kontrollbereich
    • Sperrbereich
  • Baulicher Strahlenschutz
    • Trennt die verschiedenen Bereiche
    • Schützt Umwelt vor der Strahlung
  • Überwachungsbereich
    • Jährliche effektive Dosis pro Person von >1 mSv (bis zu 6 mSv) oder
    • >50 mSv für Hände, Unterarme, Füße, Knöchel oder lokale Haut
    • Aufenthalt für Betriebspersonal, Patient:innen, Begleitpersonen, Auszubildende und Besucher:innen
    • Beispiel: CT-Schaltraum
  • Kontrollbereich Sperrbereich
    • Jährliche effektive Dosis pro Person von >6 mSv oder
    • >150 mSv für Hände, Unterarme, Füße, Knöchel oder
    • >15 mSv für Augenlinsen
    • Beispiel: Untersuchungsräume Radiologie oder Nuklearmedizin
    • Zutritt für Schwangere und Minderjährige nur unter speziellen Auflagen!
    • Kennzeichnung von außen mit Strahlenzeichen und dem Zusatz „Kontrollbereich“
    • Bei Röntgeneinrichtungen mind. „Kein Zutritt – Röntgen
    • Zutritt
      • Mit Schutzkleidung
      • Für Schwangere und Minderjährige nur unter speziellen Auflagen!
    • Teil des Kontrollbereichs
    • Strahlendosis >3 mSv/h
    • Beispiel: Bestrahlungsraum in der Strahlentherapie
    • Kennzeichnung von außen mit „Sperrbereich – Kein Zutritt“
    • Zutritt nur für Personen unter ständiger Überwachung

Der Zutritt zu den entsprechenden Bereichen ist nicht frei und in der Strahlenschutzverordnung geregelt!

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Persönlicher Schutz und Überwachungtoggle arrow icon

Strahlenexposition im Alltag

Der Mensch ist durchschnittlich ca. 3,8 mSv Strahlung ausgesetzt, wovon die natürliche Strahlung ca. 2,1 mSv und die künstliche Strahlung ca. 1,7 mSv ausmacht.

Strahlenquellen im medizinischen Kontext

Typische Strahlendosiswerte für medizinische Untersuchungen
Untersuchung Effektive Dosis (ca.) Entspricht etwa ...
Röntgenaufnahme Brustkorb 0,1 mSv … natürlicher Strahlung von 2 Wochen
CT-Kopf 2 mSv … natürlicher Strahlung von einem Jahr
CT-Bauch 10 mSv … natürlicher Strahlung von 5 Jahren
Angiografie und Interventionen 15 mSv … natürlicher Strahlung von 7 Jahren

Berufliche Strahlenexposition

  • Allgemein
    • Personen, die durch ihre Arbeit einer effektiven Jahresdosis von >1 mSv ausgesetzt sind, gelten als beruflich strahlenexponiert
    • Dazu zählen ca. 420.000 Menschen in Deutschland
    • Betroffen sind Berufe in Medizin, Industrie, Kerntechnik, Luftfahrt
    • Einteilung in 2 Kategorien
      • A: Können effektive Jahresdosis von >6 mSv erhalten
      • B: Können effektive Jahresdosis von >1 mSv erhalten, aber <6 mSv
  • Dosisgrenzwerte
    • I.d.R. darf die effektive Dosis den Grenzwert von 20 mSv/Jahr nicht überschreiten
    • Im Einzelfall Erhöhung auf 50 mSv/Jahr
    • Zusätzlich unterschiedliche Grenzwerte für einzelne Organe
    • Schwangere Frauen: Effektive Dosis von 1 mSv für das ungeborene Kind darf nicht überschritten werden
    • Schwangere oder stillende exponierte Personen müssen wöchentlich über die Werte ihrer Exposition informiert werden
Dosisgrenzwerte für exponierte Personen
Art der Dosis Personen >18 Jahre Personen <18 Jahre
Effektive Dosis 20 mSv/Jahr 1 mSv/Jahr
Organdosis: Augenlinse 20 mSv/Jahr 15 mSv/Jahr
Organdosis: Haut, Hände, Unterarme, Füße, Knöchel 500 mSv/Jahr 50 mSv/Jahr
Organdosis: Uterusdosis 2 mSv/Monat 2 mSv/Monat
Berufslebensdosis 400 mSv 400 mSv
  • Überwachung der Werte
    • Personal im Kontrollbereich muss zur individuellen Dosisüberwachung amtliches Personendosimeter tragen
    • Bei möglicher Überschreitung der Grenzwerte muss eine Teilkörperdosismessung an den betroffenen Körperstellen erfolgen
    • Personendosis wird mit Dosimetern gemessen
    • Personendosen werden monatlich von Messstelle geprüft
  • Bei Überschreitung der Grenzwerte
    • Information an Aufsichtsbehörde
    • Aufsichtsbehörde überprüft Grenzwertüberschreitung
    • Je nach Ursache ergreift Aufsichtsbehörde Maßnahmen
    • Weiterbeschäftigung der Betroffenen möglich

Strahlenschutzkleidung

  • Zweck und Funktionsweise
    • Dient der Abschirmung des Körpers vor Streustrahlung
    • Der Bleigleichwert (in mm Pb) gibt an, wie gut das Material abschirmt
    • Übliche Bleigleichwerte: 0,25 mm, 0,35 mm oder 0,5 mm
  • Arten der Schutzausrüstung
    • Bleischürze: Grundlegender Schutz für den Rumpf
      • Wahl der Schürze je nach Tätigkeit
      • Materialvielfalt: Klassische Bleischürzen, leichtere Composite- und bleifreie Modelle
      • Sind für den typischen Energiebereich der Diagnostik (50–120 kV) klassifiziert
      • Voller Schutz nur bei unbeschädigtem Material
    • Schilddrüsenschutz: Reduziert die Dosis für die besonders empfindliche Schilddrüse erheblich
    • Strahlenschutzbrille (Bleiglasbrille): Zum Schutz der Augenlinse
    • Bleihandschuhe: Zum Schutz der Hände
    • Hodenkapsel: Dosis kann um bis zu 95% gesenkt werden
    • Zusätzliche Abschirmungen, bspw.
      • Mobile Blei-Acryl-Scheiben (oft von der Decke hängend)
      • Untertischlamellen
  • Regeln für Anwendung und Prüfung
    • Dosimeter tragen: Amtliches Personendosimeter immer unter der Bleischürze tragen, um tatsächliche Körperdosis zu messen
    • Sichtprüfung: Vor jeder Nutzung
    • Jährliche professionelle Prüfung: Muss laut DIN-Norm einmal pro Jahr von Sachverständigen geprüft werden
    • Korrekte Lagerung: Schürzen müssen auf speziellen Bügeln hängend gelagert werden

Blei ist häufig der Hauptbestandteil von Strahlenschutzkleidung, da es aufgrund seiner hohen Dichte Strahlen effektiv abschirmen kann. Je nach Materialdicke und Strahlungsenergie kann jedoch auch hier ein Teil der Strahlung durch das Blei hindurchdringen, weswegen Dosimeter immer unter der Bleischürze zu tragen sind!

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Technische Maßnahmen zur Dosisreduktiontoggle arrow icon

Es braucht nicht viel, um die Strahlung bei medizinischen Untersuchungen so gering wie möglich zu halten. Einfache Maßnahmen tragen bereits zur Reduktion der Strahlung bei.

  • Optimierung bei der Untersuchungstechnik
    • Feldgröße anpassen
    • Strahlungsqualität (Härte) anpassen
    • Empfindliche Detektoren nutzen
    • Streustrahlung reduzieren
    • Richtige Positionierung bei C-Bögen
    • Abstand optimieren
  • Sicherstellung der Gerätequalität
    • Abnahmeprüfung
    • Regelmäßige Konstanzprüfungen
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Dokumentation und Aufbewahrungspflichtentoggle arrow icon

  • Bei Untersuchungen und Behandlungen
    • Rechtfertigende Indikation: Wer hat wann und warum die Untersuchung angeordnet?
    • Durchführung: Art und Zeitpunkt der Anwendung
    • Expositionsdaten: Angaben zur Strahlendosis der Betroffenen
    • Ergebnis: Ärztlicher Befund der Untersuchung oder Protokoll einer Behandlung
    • Schwangerschaftsstatus: Befragung von Patientinnen im gebärfähigen Alter und deren Antwort
  • Im betrieblichen Ablauf
    • Vorkommnisse und Störfälle: Jedes unerwartete oder bedeutsame Ereignis
      • Muss der zuständigen Behörde gemeldet werden
      • Muss intern lückenlos dokumentiert werden
    • Geräteprüfungen: Ergebnisse von technischen Überprüfungen wie Abnahme- und Konstanzprüfungen
    • Unterweisungen: Teilnahme aller Mitarbeitenden an der jährlichen Pflichtunterweisung muss schriftlich festgehalten werden
  • Aufbewahrungsfristen
    • Mind. 2 Jahre : Aufzeichnungen über regelmäßige technische Prüfungen der Geräte
    • 5 Jahre: Nachweise über die durchgeführten Strahlenschutzunterweisungen der Mitarbeitenden
    • 10 Jahre
      • Röntgenbilder und die dazugehörigen schriftlichen Befunde
      • Protokolle von umfassenden Qualitätssicherungsprüfungen
    • 30 Jahre
      • Alle Unterlagen zu Strahlentherapien
      • Aufzeichnungen über die Anwendung radioaktiver Stoffe am Menschen (Nuklearmedizin)

Die sorgfältige Dokumentation dient der Qualitätssicherung, der rechtlichen Absicherung und der Nachvollziehbarkeit von Strahlenanwendungen!

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Verhaltensregeln im Umgang mit Patient:innentoggle arrow icon

  • Vor der Untersuchung
    • Sichere Identifikation: Sicherstellen, dass es sich um den richtigen Patienten / die richtige Patientin handelt
    • Information und Aufklärung: Kurz erklären, wie die Behandlung abläuft
      • Klare Anweisungen reduzieren Angst und verbessern die Kooperation
      • Medizinische Aufklärung über Risiken erfolgt durch ärztliches Personal
    • Fremdkörper entfernen: Schmuck, Piercings oder andere metallische Gegenstände ablegen lassen
  • Während der Untersuchung: Dosisminimierung aktiv unterstützen
    • Klare Anweisungen: Patient:innen sollen sich während der Aufnahme nicht bewegen
    • Optimale Positionierung: Fachpersonal sorgt dafür, dass nur der notwendige Bereich bestrahlt wird (Einblendung)
    • Ggf. Schutz von Begleitpersonen: Falls Begleitperson im Raum bleiben muss
      • Muss ebenfalls Schutzkleidung (Bleischürze) tragen
      • Soll so viel Abstand wie möglich halten
  • Nach der Untersuchung
    • Der Normalfall (Röntgen, CT, Durchleuchtung): Patient:in ist nicht radioaktiv
    • Der Sonderfall (Nuklearmedizin): Patient:in ist selbst eine (schwache) Strahlenquelle
      • Gewissen Abstand zu Patient:in wahren
      • Besondere Vorsicht im Umgang mit Ausscheidungen (Urin, Schweiß)
      • Einschränkungen für Besucher:innen (insb. Schwangere und Kinder)

Nach einer normalen Röntgen- oder CT-Untersuchung ist die behandelte Person für dich und andere absolut sicher! Bei Unsicherheiten, insb. bei Patient:innen aus der Nuklearmedizin, frage immer das zuständige Fachpersonal!

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Verhalten im Notfalltoggle arrow icon

Definitionen

  • Strahlenunfall: Ein Unfall ereignet sich, wenn ungeplant
    • Strahlung von außen auf den Körper einwirkt
    • Radioaktive Stoffe die Umgebung verunreinigen (Kontamination)
    • Radioaktive Stoffe in den Körper aufgenommen werden (Inkorporation)
  • Vorkommnis (rechtliche Definition): Ereignis, das zu einer unbeabsichtigten Strahlenexposition geführt hat, geführt haben könnte oder führen könnte
  • Bedeutsames Vorkommnis: Vorkommnis wird als „bedeutsam“ eingestuft und muss der Behörde gemeldet werden, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind, bspw.
    • Erhebliche Überschreitung von Dosisreferenzwerten
    • Patienten- oder Körperteilverwechslung
    • Auftreten eines unerwarteten deterministischen Schadens (bspw. Hautschädigung)
  • Radiologischer Notfall: Bezeichnet meist eine massive, unkontrollierte Freisetzung radioaktiver Stoffe mit potenziell schädlichen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit (bspw. Reaktorunfall)

Die Alarmierungs- und Handlungskette

  • Oberstes Gebot: Menschliches Leben retten und schützen! Gleichzeitig gilt für alle Helfenden der Grundsatz: Eigenschutz geht vor! Sobald die Situation für dich als Helfer:in sicher ist, haben Erste-Hilfe-Maßnahmen für Verletzte Vorrang vor weiterführenden Strahlenschutzmaßnahmen (bspw. Dekontamination des Raums).
  • Unmittelbare Maßnahmen am Unfallort:
    • Eigenschutz beachten: Denke an deinen eigenen Schutz, insb. bei offenem radioaktiven Material!
    • Personen bergen: Verletzte aus der unmittelbaren Gefahrenzone bringen
    • Gefahrenquelle sichern: Wenn möglich, die Strahlenquelle abschirmen und den Bereich absperren
  • Die Alarmierungskette
    • Strahlenschutzbeauftragte:n (SSB) informieren
    • Ggf. Feuerwehr verständigen
    • Meldung an die Behörde

Für alle Helfenden gilt der Grundsatz: Eigenschutz geht vor! Sobald die Situation für dich als Helfer:in sicher ist, haben Erste-Hilfe-Maßnahmen für Verletzte Vorrang vor weiterführenden Strahlenschutzmaßnahmen (bspw. der Dekontamination des Raumes)!

Umgang mit Kontaminationen

  • Bei Hautkontamination (radioaktiver Stoff auf der Haut)
    • Kontaminierte Kleidung entfernen
    • Betroffene Hautstellen kräftig und gründlich mit Seife und Wasser waschen
    • Patient:in in eine Decke hüllen, um die Verbreitung der radioaktiven Partikel zu stoppen
    • Prüfen, ob bspw. der Fußboden ebenfalls kontaminiert wurde, um Verschleppung zu verhindern
  • Bei V.a. Inkorporation (radioaktiver Stoff im Körper)
    • Patient:in kräftig schnäuzen lassen
    • Ggf. Magenspülung durchführen
    • Patient:in muss in geeignete Klinik transportiert werden, ggf. wird regionales Strahlenschutzzentrum hinzugezogen

Frühsymptome nach Strahlenbelastung

  • Szenario 1: Mäßige Exposition (ca. 1–3 Sv)
    • Symptome: Leichte bis mäßige Übelkeit und Abgeschlagenheit
    • Zeitpunkt: Symptome treten erst nach mehreren Stunden auf (ca. 2–6 h)
    • Prognose: Bei medizinischer Behandlung i.d.R. gut
  • Szenario 2: Hohe Exposition (ca. 3–6 Sv)
    • Symptome: Starke, wiederholte Übelkeit und Erbrechen, deutliche Kopfschmerzen und Schwäche, später ggf. Hautrötungen
    • Zeitpunkt: Symptome setzen bereits relativ schnell ein (bspw. innerhalb von 1–2 h)
    • Prognose: Überlebenschancen sind unsicher
  • Szenario 3: Sehr hohe / lebensbedrohliche Exposition (>6 Sv)
    • Symptome: Sofortiges, unstillbares Erbrechen, schwere Kopfschmerzen, oft begleitet von Verwirrung oder Bewusstseinsstörungen
    • Zeitpunkt: Die Symptome treten fast sofort auf (bspw. innerhalb von Minuten)
    • Prognose: I.d.R. nicht überlebbar

Je schneller und heftiger die Symptome beginnen, desto höher war die Strahlenbelastung!

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